Impressionen von der Lama-Govinda-Ausstellung in Waldheim/Sachsen

In dem kleinen beschaulichen Städtchen Waldheim an der Zschopau in Sachsen, dem Geburtsort von Lama Anagarika Govinda, ist noch bis Ende des Jahres eine Ausstellung über den großen Sohn der Stadt zu erleben. Viele seiner bekannten Bilder, Familienfotos aber auch persönliche Gegenstände des Künstlers, Philosophen und Humanisten sind hier ausgestellt.
Schon an der Außenfassade des Waldheimer Kulturzentrums, einem netten, villenartigen Gebäude aus der Gründerzeit, begrüßt uns auf einer großen Folie Lama Govinda und der Hinweis auf die Sonderausstellung im Haus. Im Haus selbst sind die Türen zu den Museumsräumen leider verschlossen, zum Glück lesen wir die Aufforderung, dass der Schlüssel in den oberen Büroräumen abzuholen sei. So ist der Schreck nur kurz und die freundliche Verwalterin öffnet uns nach einer kleinen Einweisung zum empfohlenen Museumsrundgang die Türen zur Ausstellung. Ihre Freude scheint groß, dass die neuen Gäste der Ausstellung von so weit her kommen und schon ein bisschen über den großen Sohn der Stadt Bescheid wissen. Beruhigt und erfreut überlässt sie uns dann dem Genuss der musealen Ausstellungsstücke.
So können wir bereits im ersten Raum in das biografische Leben von Lama Govinda eintauchen und erfahren einiges über die Familie, die Freunde und auch über seine Verbindung zu Waldheim selbst. Fotos, Briefe und Dokumente sind liebevoll arrangiert worden und geben dem Betrachter so manches Mal das Gefühl, in der Zeit zu-rückversetzt zu sein und einen Einblick in Vergangenes zu erhaschen. Der große, aber körperlich kleine Mann steht in buddhistischer Kleidung zwischen seinen beiden viel größeren Brüdern in bürgerlichem Outfit. Es scheint, dass die drei ein herzliches Verhältnis haben, das Foto jedenfalls zeigt sie lächelnd Seite an Seite. Ein anderes Foto hält einen familiären Moment am Kaffeetisch fest: Gemeinsam mit seiner Frau Li Gotami sitzt Lama Govinda hier im Kreise der Familie.
Wir entschwinden aus der fotografischen, familiären Atmosphäre in den nächsten Raum, der durch Farben und Bilder gestaltet ist. Hier wird uns vor allem der frühe Künstler Govinda näher gebracht. Landschafts- und Architekturbilder, Pastelle und Aquarelle, aus Indien, Italien und seiner Zeit in Afrika werden dabei umrahmt von passenden und inspirierenden Zitaten aus seinem schriftlichen Werk. Dieser Raum birgt für uns auch etwas Merkwürdiges, Berührendes: In der Mitte in einer Vitrine sind spezielle Pastellkreiden noch in der Originalverpackung ausgestellt, die ein Freund dem alten Lama Govinda aus Japan mitgebracht hatte. Doch im Zen-Zentrum in San Francisco konnte er keinen Gebrauch mehr von dem kostbaren Geschenk machen, denn er lag bereits auf dem Sterbebett. So wird der Betrachter in einer relativ frühen biografischen Phase des Künstlers bereits auf sein Lebensende aufmerksam gemacht.
Im dritten Raum im oberen Stock begegnen wir dem Govinda, den wir aus seinen Büchern kennen und dessen reicher Erfahrungsschatz in Meditation und Kontemplation sich in seinen schriftlichen und bildlichen Werken wieder findet. Wir können uns hier vor allem in die vier Bilder seines Meditationszyklus versenken und sind beeindruckt von der Tiefe dieser überwiegend blauen Werke. Sie erinnern uns in ihren Motiven an Tropfsteinhöhlen. Wie wir lesen, hat er sich von Höhlen auf Capri in den 1920er Jahren zu diesem Zyklus inspirieren lassen.
Der letzte Raum nun birgt die vielen zum Teil berühmten Bilder von seinen Reisen nach Tibet und Ladakh. Wir setzen uns und lassen die harmonischen Bilder auf uns wirken. Persönliche Gegenstände, wie ein von Lama Govinda in Tibet selbst geschriebenes Wörterbüchlein oder ein kleiner, mittlerweile recht blinder Spiegel bringen uns hier dem Menschen Lama Govinda noch einmal näher. Ein aufgehängter Fernseher mit ausführlicher Bedienungsanleitung lässt uns auf eine Slide-Show oder gar interessantes Videomaterial aus dem Leben des Gelehrten hoffen. Wir fummeln an den Fernbedienungen von Recorder und TV, aber es tut sich nichts. So wenden wir uns an die freundliche Museumsverwalterin, die mit Bedauern erklärt, dass sie die versprochene DVD dazu noch nicht erhalten hat. Schade, sehr schade! Immerhin kommen wir ein bisschen mehr ins Gespräch mit ihr und sie erklärt uns, dass die Ausstellung erstaunlich viel besucht wird, auch von Schulklassen. Das bald stattfindende Stadtfest wird den Besucherstrom wohl noch einmal erhöhen. Schließlich verrät sie uns, dass es Überlegungen seitens der Stadtverwaltung gebe, eine dauerhafte Ausstellung über den berühmten Sohn der Stadt Waldheim zu installieren. Das finden wir spannend und lohnend, denn diese liebevoll gestaltete Ausstellung haben wir mit einem warmen, hellen Gefühl verlassen und dem Gefühl, Lama Govinda ein bisschen näher gekommen zu sein.

Autor/Autorin: 
Anandi P. Martin
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